Die Presse schreibt...
"[...] 'Iber dem hot Gott dem Menschen gegebn zwaj Ojern un ejn Mojl - kedej er sol mer hern un wejniker redn': Gott hat dem Menschen zwei Ohren und einen Mund gegeben, damit er mehr hören und weniger reden soll, lautet ein jiddischer Spruch.
Doch nicht nur etwas zu hören gab es bei der Eröffnung der Ausstellung "Klezmer
- hejmisch und hip" am Sonntag im Reinoldinum, sondern auch eine ganze
Menge zu sehen. "Hejmisch" war der Klezmer in Osteuropa, wo er zunächst
reine Funktionalmusik war: Die Musiker spielten zu Hochzeiten und anderen
festlichen Anlässen in den jüdischen Gemeinden. Die typischen Instrumente
waren Hackbrett, Laute und Geige.
Bei ihrer Auswanderung nach Palästina, in die USA und Deutschland
verbreiteten die Klezmorim Anfang des 20. Jahrhunderts ihre Musik, und sie
verbanden sie in den USA zum Beispiel mit dem Jazz. Kräftige Bläser
färbten nun das Klangbild, die Klarinette wurde zum Sinnbild der
Klezmermusik. Jazz-Größen wie Benny Goodman integrierten Klezmer-Melodien
in ihre Sets.
Erst im Verlauf des 20. Jahrhunderts "mauserte" sich Klezmer zu Konzertmusik und geht heute Verbindungen mit aktuellen Richtungen ein, unter anderem dem Hip Hop.
Die Ausstellung, die zuvor in Gelsenkirchen und Weimar zu sehen war, zeigt nicht nur sehr schön die Geschichte auf, sondern stellt auch in anschaulicher und übersichtlicher Weise die unterschiedlichen Strömungen dieser jüdischen Tonkunst dar.
Ein umfassender Katalog macht es dem Besucher möglich, die Tafeln der Ausstellung - sie sind alle im Katalog abgebildet - sozusagen nach Hause zu tragen und dort in aller Ruhe noch einmal nachzulesen. Inbegriffen ist eine CD mit zum Teil historischen Tondokumenten, die einen authentischen Höreindruck der Entwicklung vermitteln.
Die Ausstellung bleibt bis 24. Oktober im Reinoldinum am Schwanenwall (montags bis freitags von 8 bis 17, donnerstags bis 20.30 Uhr)."
MLG WAZ Dortmund, 13.09.2004