Filmreihen im Kommunalen Kino
 

Filmreihen im Kommunalen Kino
 

 

Montag, 10.02.2003

Das Kommunale Kino Gelsenkirchen ergänzte die klezmerwelten durch zwei Filmreihen im Rahmen seines regulären Programms. 

"Classic Klezmer" lenkte den Blick auf die Geschichte der Klezmermusik. Gezeigt wurden die ältesten verfügbaren (Spiel)Filmaufnahmen aus der Heimat der Klezmermusik sowie ein Spielfilm über die Situation der eingewanderten Juden in den USA. In zwei Filmen kamen Musiker als Zeitzeugen zu Wort - aus der Perspektive "In Polen geblieben" und aus der Perspektive "Emigranten in den USA". 

"Musikwelten" ordnete die Klezmermusik in den Kontext anderer Weltmusiken ein: Gezeigt wurden Filme über die heutige Roma-Musik mit ihren dem Klezmer verwandten Wurzeln, über Akkordeonmusik in der Karibik, über die American-Folk-Scene - eine Szene, aus der viele der Klezmer-Revivalisten in den USA kamen - und über die jüdische Musikszene in New York. 

Im Projektzeitraum von vier Monaten wurde so aus jeder Reihe pro Monat ein Film präsentiert. Aus technischen Gründen konnten einige Filme (überwiegend aus der Reihe "Classic Klezmer") nur in der Schauburg in Buer gezeigt werden. 

Das Kommunale Kino in Gelsenkirchen arbeitet - wie überwiegend alle Kommunalen Kinos - nach dem Konzept "Andere Filme anders zeigen". Darüber hinaus hat es in Gelsenkirchen den kulturpolitischen Auftrag, jenes Angebot an künstlerisch, historisch oder cineastisch wertvollen oder mindestens diskussionswürdigen Arthouse- bzw. Programmkino-Filmen aufrecht zu erhalten, die zwingend zu einer Großstadt gehören, aber mit denen ein Kino in Gelsenkirchen ökonomisch nicht überleben könnte. Das Programm wird vom Referat Kultur in Zusammenarbeit mit Stefan Zabka (Schauburg) entwickelt: An zwei Tagen mit jeweils zwei Vorstellungen werden zwei Filme wöchentlich in Buer und Gelsenkirchen gezeigt. Davon ist jeweils ein Film pro Woche Teil eines cineastischen oder thematischen Monatsschwerpunkts.

Kommunales Kino
in der Schauburg, Buer, Horster Str. 6, Tel.: 0209/30886
im Apollo, Bahnhofstr. 79 (Eingang Weberstr., Rückseite H&M), Tel.: 0209/24543
 

Dienstag, 18.02.2003 (Schauburg, Buer)

Jidl mitn Fidl (Judel gra na Skrzypcach)

Polen 1936 92 Minuten
Regie: Joseph Green und Jan Nowina-Przybylski Jiddisch & Polnisch mit Untertiteln in Englisch
Buch: Joseph Green und Konrad Tom Tip: Auch wer diese Sprachen nicht versteht, kann der Filmgeschichte gut folgen.
  National Center for Jewish Film/Freunde der deutschen Kinemathek
Dieser jiddische Musikfilm ist eines der letzten filmischen Zeugnisse jüdischen Lebens in Polen vor der Vernichtung. Vier bettelarme Wandermusiker ziehen durch die Hinterhöfe und Straßen der Schtetl in Ost- und Mitteleuropa. Der Film, in dem sich die Melodramatik in Musik und Witz auflöst, geht eine geniale Liaison zwischen jüdischer Tradition und amerikanischer Broadway- und Musical-Dramaturgie ein. Immerhin spielt die Hauptrolle Molly Picon, damals ein Star in New York.


Dienstag, 11.03.2003 (Schauburg, Buer)

Der letzte Klezmer - Leopold Kozlowski: Sein Leben und seine Musik

(The last Klezmer - Leopold Kozlowski: His Life and Music)

USA 1993 85 Minuten
Regie und Buch: Yale Strom Polnisch, Jiddisch und Englisch mit Untertiteln in Deutsch
  Freunde der deutschen Kinemathek
Der us-amerikanische Musiker, Autor und Filmemacher Yale Strom, selbst aktiver Teil des Klezmerrevivals in den USA, hat sich in drei Filmen auf Spurensuche in Europa begeben. Wir zeigen aus dieser Reihe das dokumentarische Porträt von Leopold Kozlowski, der als der letzte aktive Klezmermusiker aus einer langen Tradition jüdischer Musik in Polen gilt.


Dienstag, 01.04.2003 (Schauburg, Buer)

Onkel Moses

(Uncle Moses)

USA 1932 80 Minuten
Regie: Aubrey Scotto und Sydney Goldin Jiddisch mit Untertiteln in Englisch
Buch: Maurice Schwartz, nach dem gleichnamigen Bühnenstück von Schalom Asch National Center for Jewish Film/Freunde der deutschen Kinemathek
Dieser Film führt mitten in die Welt der jüdischen Emigranten in New York - in die Bekleidungsindustrie des südlichen Manhattens. Der patriarchalisch-familiären Struktur der Schtetlgesellschaft schlägt jetzt der kalte Wind des frühen Kapitalismus entgegen. Streikbewegung, jüdische Gewerkschaften, Träume vom Sozialismus (die fortschrittliche Kraft der jüdischen Arbeiterbewegung ist ein Stiefkind der Geschichtsschreibung) und das Zerbrechen traditioneller Strukturen sind die Themen - gespiegelt vor der Folie der Familiengeschichte eines kleinen jüdischen Textilunternehmers.


Dienstag, 27.05.2003 (Schauburg, Buer)
Mittwoch, 28.05.2003 (Apollo, Gelsenkirchen)

A Tickle In The Heart

Deutschland 1996 83 Minuten
Regie: Stefan Schwietert Englisch mit Untertiteln in Deutsch
Buch: Stefan Schwietert und Thomas Kufus Ventura
Der Dokumentarfilm über die Epstein-Brothers ist jetzt bereits ein Klassiker der Klezmerfilme. Wie auch "Der letzte Klezmer" werden alte Klezmermusiker als die lebenden Archive der Klezmermusik und ihrer Spielweise porträtiert. Hier sind es Musiker, die als Einwanderer in die USA kamen und später zur musikalischen Quelle des Klezmerrevivals wurden. Der Film begleitet sie auf der musikalische Reise von den Wurzeln der Klezmermusik in Osteuropa bis nach Amerika und zurück.

Dienstag, 25.02.2003 (Schauburg, Buer)
Mittwoch, 26.02.2003 (Apollo, Gelsenkirchen)

Brass On Fire - Iag Bari

Deutschland 2002 103 Minuten
Regie und Buch: Ralf Marschalleck Rumänisch mit Untertiteln in Deutsch
  Ventura
Die Zigeunerkapelle Fanfare Ciocarlia (Die Lerchenbläser) aus dem entlegenen rumänischen Dorf Zece Prajini zieht mit ihrer furiosen Musik durch die Welt, füllt die Säle und begeistert das Publikum. Bei jedem Auftritt feiern die Musiker mit einer Mischung aus rasantem Spiel und balkanischer Poesie ein Fest. Die Musiker wurden von zwei Deutschen entdeckt und zur Kultband in Weltmusikkreisen aufgebaut. Ralf Marschallecks Film zeigt die Ursprünge einer vitalen Musikkultur der ländlichen Roma am östlichen Rand Europas, erzählt von ihrem Aufbruch in die Welt und von den erstaunlichen Begegnungen unterwegs. Der Film zeigt nicht nur, wohin sich die alten musikalischen Einflüsse der Klezmermusik weiterentwickelt haben, er macht auch deutlich, wie diese Musik in Westeuropa wieder entdeckt wurde.


Dienstag, 18.03.2003 (Schauburg, Buer)
Mittwoch, 19.03.2003 (Apollo, Gelsenkirchen)

El Acordeón del Diablo

Deutschland, Schweiz 2000 96  Minuten
Regie und Buch: Stefan Schwietert Spanisch mit Untertiteln in Deutsch
  Ventura
"El Acordeón del Diablo" ist eine Reise an die kolumbianische Karibikküste, in die Heimat des großen Sängers und Komponisten Francisco "Pacho" Rada. Mit ihm taucht der Film in die Musik der Karibik, in das Reich von Cumbia, Vallenato und Son ein. Der 90jährige "Pacho", dessen Erinnerungen Gabriel García Márques zu seinem Roman "100 Jahre Einsamkeit" inspirierten, wird sensibel von Stefan Schwietert porträtiert, der auch "A Tickle in the Heart" drehte. Ein Film, der nicht nur von der Musik, sondern auch von den Lebensumständen der Musiker und ihres Publikums erzählt.


Dienstag, 29.04.2003 (Schauburg, Buer)
Mittwoch, 30.04.2003 (Apollo, Gelsenkirchen)

Grateful Dawg

USA 2000 81  Minuten
Regie: Gillian Grisman Englisch mit Untertiteln in Deutsch
  Columbia
Seit ihrer ersten Begegnung 1964 waren Gitarristenlegende Jerry Garcia und Mandolinist David Grisman stets ein unzertrennliches Musikerteam. Mitte der 70er Jahre riefen die beiden eine der bekanntesten Bluegrass-Bands ins Leben. Später gründeten sie die Formation "Old & In The Way". Bis zum Tod von Jerry Garcia 1994 blieben die beiden ein eingeschworenes Team, das über Jahrzehnte die Fans begeisterte. Grismans Tochter und Dokumentarfilmdebütantin Gillian Grisman zeigt mit Originalaufnahmen, Interviewausschnitten und Backstage-Szenen die enge Zusammenarbeit des Musikerduos von ihrer ersten Begegnung bis zu Jerry Garcias Tod. Sie legt dabei den Fokus auf die frühen Jahre und reichert ihren Film mit bislang unveröffentlichten Studioaufnahmen und heimischen Jam Sessions an. Mit "Grateful Dawg" ist ihr ein intimes Porträt einer außergewöhnlichen Musikerfreundschaft und deren großer Liebe zur Musik gelungen.


Dienstag, 20.05.2003 (Schauburg, Buer)

Sabbath in Paradise

Deutschland 1997 85  Minuten
Regie und Buch: Claudia Heuermann Englisch mit Untertiteln in Deutsch
  Ventura
Claudia Heuermann sucht bei bekannten jüdischen Musikern in New York nach dem aktuellen Selbstverständnis jüdischer Musiker. Heuermann, die in Trier und Köln Kunst und Film studiert hat, verknüpft die Geschichte herausragender jüdischer Musiker im heutigen New York mit der Legende vom Zadik Reb Elymelekh, der außerhalb der irdischen Welt einen ganz besonderen Sabbat erlebt. Ihr Film zeigt die ganze Bandbreite jüdischen Musikschaffens in New York - von traditioneller chassidischer Klezmermusik bis hin zu den Experimenten und Ausdrucksformen der Avantgardemusiker. Überwiegend fokussiert er das neue jüdische Selbstbewusstsein in der Musik; John Zorn von der Bewegung "Radical Jewish Culture" schrieb die Musik. Zu hören sind in Wort und Musik aber auch David Krakauer, Anthony Coleman, Andy Statman, Michael Alpert (Brave Old World) u.a.m.


Wir danken Sharon Pucker Rivo und Mimi Krant vom National Center for Jewish Film an der Brandeis University in Waltham (USA) sowie Yale Strom aus New York für die schnelle und freundliche Hilfe bei der Beschaffung der historischen Filmkopien. 

Sehr informativ zum historischen und aktuellen jüdischen/jiddischen Film: www.jewishfilm.org

 



 

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