Susi Hudak-Lazić
Andreas Schmitges
Shoshana Liessmann
Dr. Aaron Eckstaedt
Dr. Volker Bandelow
Wiltrud Apfeld
Daniel Dorra
Die Ausstellung wurde von fachkundigen Autorinnen und Autoren erstellt, die sich jahrelang forschend mit dem Thema befasst haben und zum Teil auch selbst aktive Klezmermusiker sind.
Das erste Kapitel beschreibt die Wurzeln der Klezmermusik und ihre
Ausformung im jüdischen Kulturraum Osteuropas bis zum Beginn des 20.
Jahrhunderts. Dieses Kapitel stammt von der Musikwissenschaftlerin Susi
Hudak-Lazić, die an der Universität Hamburg ihre Magisterarbeit über die
Wurzeln der Klezmermusik geschrieben hatte. Sie bereicherte die Ausstellung
unter anderem mit ihrem Wissen über das historische Repertoire und die
Musikstilistiken, beides grundlegend auch für die modernen Klezmervarianten.
Das zweite Kapitel führt in die USA und stellt die erste Phase der
Klezmermusik nach der Einwanderung Ende des 19. Jh. sowie das Revival im Zuge
des amerikanischen Folkrevival der 1960er und 1970er Jahre vor, als sich junge
amerikanische Juden auf die Suche nach ihren kulturellen Wurzeln begaben. Der
Autor dieses Kapitels, Diplommusiker Andreas Schmitges („A Tickle in the
Heart“ und „Klezmer Alliance“), recherchierte vor Ort historische und aktuelle
Quellen zur Klezmermusik in den USA stand dabei in regem Austausch mit
zahlreichen amerikanischen Institutionen, Klezmerfreunden, Bands und Fotografen.
Andreas Schmitges stellte auch die CD mit den Musikbeispielen zusammen.
Spannend ist auch die
Begegnung mit der Klezmermusik in Israel, die im dritten Kapitel vorgestellt
wird. Die Musikwissenschaftlerin Shoshana Liessmann (Universität
Jerusalem) vermittelt in diesem Kapitel viele neue Einsichten über die Spannung
von traditioneller und moderner Musikkultur. Die Klezmermusik wird in Israel als
spezifische Musik der osteuropäischen Juden wahrgenommen. Lange Zeit hatte sie
keine Bedeutung in der offiziellen Kulturpolitik und drang erst durch das
amerikanisch-europäische Revival in das öffentliche Kulturleben.
Das vierte Kapitel stellt die Entwicklung der
Klezmermusik in Deutschland vor. Autor ist Dr. Aaron Eckstaedt, der
an der Dortmunder Universität mit einer Arbeit über die Motivlagen deutscher
Klezmermusiker/innen promovierte und viele Jahre als Musiker und
Workshopleiter zu jiddischem Liedgut tätig war. Im Fokus dieses Kapitels
stehen das 20. Jahrhundert und die facettenreiche Rezeption der jiddischen
Kultur. Nach der Schoa spielte das jiddische Lied eine wichtige Rolle, eine
zweite Welle der jiddischen Folklore stand Ende der 1970er Jahre ganz im
Zeichen der Vergangenheitsbewältigung und der Aufarbeitung der Schoa. Die
Klezmermusik ermöglichte vielen nichtjüdischen Deutschen – sowohl dem
Publikum als auch den Musikerinnen und Musikern – eine Annäherung an
jüdische Kultur und gleichzeitig die notwendige Auseinandersetzung mit der
deutschen Geschichte.
Die Einführung sowie auch das letzte Kapitel über die Einordnung
der Klezmermusik in die Weltmusik, also den leitenden Rahmen der Ausstellung,
übernahm Dr. Volker Bandelow, Sozialwissenschaftler und Leiter des
Referats Kultur in Gelsenkirchen. Der letzte Teil der Ausstellung betont das
Exemplarische der Klezmermusik als traditioneller und zugleich einem steten
Wandel unterworfenen Volksmusik. Hier erfolgt die schwierige Einordnung der
Klezmermusik in die Diskussion über Tradition und Moderne, über Identität und
Weltmusik. Hier zu gehört die Beschreibung des Umgangs mit traditionellen
Musikformen vor dem Hintergrund der Kommerzialisierung, der Bedeutung (ethnischer)
Klischees und der Traditionserhaltung im Rahmen der weltweiten
Wanderungsbewegungen.
Die Konzeption der Ausstellung stammt von der Historikerin Wiltrud Apfeld, Leiterin des städtischen Kulturraums „die flora“. Sie führte auch die Gesamtredaktion und das Lektorat durch. Unterstützt wurde sie dabei von Dr. Volker Bandelow, Paul Baumann (Referat Kultur), Ute Tietze (Kulturraum „die flora“) und Michael Moos (Historiker, Hattingen). Das Grafikdesign wurde von Daniel Dorra - Dorra Com Design - entworfen und umgesetzt.